Ich bin mir selber zugemutet ( ACHT TAGE IM MÄRZ )
So war ich also da gelandet: Tangiert vom allerbanalsten Alltagsterror, der - je größer und unübersichtlicher, je kolossaler und nicht mehr verstehbar das Weltgeschehen sich aufzublähen schien - immer deutlicher auf Mikroebenen sich zusammenschrumpfte, bis am Ende nur noch völlig isolierter Hirn-Extrakt sich beständig selber reproduzierte, in Form von Hassentladungen, mit denen ich auf die letzten verbliebenen Interaktionen, denen ich mich ausserberuflich auszusetzen noch imstande sah, reagierte, die da bestanden aus: Konfrontationen mit dem Whatsapp-Status der Anderen.
Ein heiteres MÄÄÄÄH, unter einem Kleinkind mit Ziege, reichte dann aus, um mich zweiseitig zu echauffieren, Tiraden über elterliche Glücksverblödung abzusondern - die arme Frau, die konnte nicht wissen, was sie anrichtete, indem sie mich ungewollt und indirekt angemäääääht hatte...
Löschen, alles direkt löschen, negieren und ignorieren, abstreiten und zurückweisen, das waren dann die Impulse, anhand derer ich mich bemühte, den eigenen Retardierungsvorgang und diese Umnachtung, in der ich mich plötzlich und reaktiv vorfand, auszublenden oder mindestens schonmal zu verdrängen.
Aber es lässt sich nichts verdrängen, was ohnehin schon und nur noch auf einer Meta-Ebene sendet.
Die Absicht, auf Mimese zu verzichten, ist ein gleichwertig mimetischer Vorgang, weil die Vermittlung und der Transport über eine bestimmte ICH- Konstruktion medialisiert sind.
Das sprechende, textende, sendende ICH ist der Umweg, über den und in dem etwas szenisch wird, zwangsläufig und mittelbar. Und das, was in einer bestimmten Form in Szene gesetzt, was also in-szeniert ist, erscheint umso artifizieller und bemühter, wenn es intentional auf Natur getrimmt wird, wenn es einer Bearbeitung unterliegt, deren Absicht NICHT-bearbeitung, Rohheit, Reinheit ist.
Keine Ahnung, wo ich hier jetzt wieder angekommen bin. Was hatte ich sagen wollen?
Wie auch immer, einfach raus damit...:
#Samstag, 19.März-22
Die tägliche Dosis SPRECHEN, darüber, mit was sich konfrontiert wird, davon, wessen sich ausgesetzt wird, oder, besser noch und frei nach Helge S.:
„Wessen hat man mich BEZICHTIGT???“ Davon soll und kann es auch einzig: Handeln.
Viele Wege, um zur Sprache zu kommen.
Fast alles ist da machbar, sagbar, aussagbar, fast alles kann man sich antun, selber, im direkten Sendevorgang.
Zum Beispiel auch Folgendes:
Sie so - vermittelt über die sozialen Medien:
das eigene Kleinkind ablichten, beim Füttern einer Ziege, im wöchentlichen Tierpark.
Dann ab in den Status, weil: es ist die eigene, betreffende Lebenswelt, ausschließlich. Geht nicht darum, ob das interessant wäre oder relevant, wie gesagt, weil: wer wollte sollte könnte dürfte das festlegen?
Aber, der Text, der dann folgt, die sprechende Sprache, sagt:
„MÄÄÄÄH!“
Kein Scherz.
Das steht da, unter diesem Foto, mit Kind, mit Ziege.
Das hat sie ge-äußert, kundgetan, nachdem gedacht, so haben Broca oder Wernicke das Erleben sinngemäß kommentiert, da oben.
Auch möglich, sowas.
Und ebenso, wie mich der eigene Text im Nachhinein ja stets aufs Neue bedrängt, erschreckt, nachdenklich macht und das auch soll, so ist in ihrem Fall doch eigentlich ebenso zu hoffen, dass, äh, steht zu vermuten, wenn, später dann, äh, ich meine...
Dann wird es heftig, es folgt: die Reinsteigerung, mich verlassen: alle guten Geister.
Dann denke ich nämlich, dass es eigentlich ja schon eher eine Zumutung ist, derart debil und infantilisiert, auf stabilem Säugetierniveau, angefunkt zu werden. Ebenso kein Scherz.
Der Misanthrop in mir hat sich aber erst warm geschimpft, ich schau mir irgendwie von irgendwo dabei zu, wie ich Lust an der Empörung empfinde - absolut armselig - ich notiere jedenfalls:
Angemäääht zu werden, beim KICKER lesen, oder beim Bloggen, oder beim Knutschmund-Selfie machen und dann posten, ist Aufforderung - zu genau was jetzt eigentlich?
Welcher Hirnlappen wird da unmittelbar lahmgelegt?
Er so: bist du endlich fertig? vielleicht solltest du mal kiffen?
Und ich dann so: das musste doch mal gesagt werden, wir sind doch anders als alle anderen, oder nicht?
Er wieder: du nervst mich UNIVERSAL! ich will die Trennung, ich ZIEHE AUS!
Es gelingt also der antithetische Einspruch, endogen, weil ich die Frau ja kenne, gekannt zu haben glaubte, sie mir im bestandenen Kontext sympathisch in Erinnerung ist, in und aus Erfahrung dessen, wer oder wie sie AUCH SEIN KANN.
Dann werde ich intern, von mir selbst, zurechtgewiesen.
Dann wird gegen die eigene Schwerhörigkeit angekläfft und diese Verzerrung perpektivisch zurechtgebogen, die allzu selbstreferentielle Prozesse scheinbar nahelegen:
...schimpf nicht so rum hier, lass leben und sein, mach doch selber irgendwas und hinterlass diesen Ort so, wie du ihn vorfinden möchtest...
Würde ist ja unantastbar.
Damals, 1949, richtig, wichtig, zeitgemäß.
Absolute Antithese zum Erlebten und Erfahrenen.
Heute: eher nicht, andere Menschen, andere Anforderung, führt in der täglichen Praxis dazu, dass sich darauf ausgeruht und berufen wird.
Verhalten also: egal, Würde eh immer da, immer nie nicht angetastet, kann zur Not auch eingeklagt werden.
Besser wäre, es würde per Verfassung dazu aufgefordert, sich durch respektvolle Handlung Würde zu verdienen, zu erarbeiten.
Artikel wäre dann:
Die Würde des Menschen muss der Bürger sich qua Verhalten ein-oder zuschreiben. Er muss sich, den anderen und das Leben achten. Unantastbar ist nicht die Würde, auch nicht der Anspruch darauf - sondern das prinzipielle Recht auf Würde.
#Sonntag, 20.März-22
Zu gestern: Ich kann einen persönlichen Erfahrungsabgleich heranziehen, im Bestehen einer ganz konkreten Gefahr, die da wäre :
wenn das eigene Kind die Eltern durch dessen exorbitante Unglaublichkeit und Einzigartigkeit und NIEDLICHKEIT, in Sphären von subjektiv empfundener, dauergesendeter Glücksverblödung abschießt, direkt Richtung Weltumarmung. Es werden Nah-und Fernbereiche des Privaten flächendeckend bombardiert, mit Streubagatellen, und aus einer Art Duseligkeits-Orbit angefunkt, in Dauerschleife.
Es findet ein permanenter, faltenloser Emotions-aufruf und abgleich statt, der eigene Endorphintaumel wird nicht mehr hinter-und die anderen schonmal gar nicht mehr GE-FRAGT:
Ob sie das alles wissen wollten.
Ob sie die Unberechenbarkeit der hormonellen Entladungen aushalten können. Ob sie das einundneunzigste Foto vom schlafenden Paul-Friedrich auch noch im Speicher unterbringen zu gedenken ( „...siehst du das nicht? er hat sich UM- GE-DREHT ! sooo süüüß...!“)
Man möchte - und man muss dann im Prinzip ja auch - zurückgeholt werden, direkt und schonungslos mit sich konfrontiert und darauf verwiesen:
ES REICHT DANN JETZT AUCH MAL ! ! !
Wenn es ganz hart kommt und sein muss und erlaubt bzw. vereinbart ist : RÜTTELN !
Also gleich körperlich werden, somatosensorisch intervenieren, ansatzlose Apoplex-Behandlung, 3-4 Durchgänge. Keine Schnörkel, kein Umweg. Zero Tolerance.
Man soll direkt mit der dauergrinsenden Fresse da reingedrückt sein, in den eigenen Verkitschungsmatsch - auf dass es mal so richtig knackt im Sensorium und wieder weh tut, weil: man kann und konnte und man war und ist ja eigentlich: auch anders...
Na dann: Gern geschehen.
#Dienstag, 22.März-22
Die Frage, die sich - und der man sich immer wieder stellen soll:
nervt man andere ähnlich massiv, wie sich selbst?
Dieses ständige Wiederholen und erneut ansetzen und nochmal betonen und anders sich erklären von irgendwie dann doch wieder gleichen Sachverhalten? Ist das in der Fremdrezeption schon ebenso plattgelatscht, breitzitiert, niedergewalzt...?!?
Man weiß als Produzent oder Verursacher ja, was kommt, ist sich irgendwann der eigenen Muster und der Abfolge der semantischen Ketten, der Kommunikationsmodi und der Affektmechanismen bewusst - zumindest meint man das - insofern dröhnt und rauscht da häufig ein den Denkvorgang untertitelndes „nicht schon wieder“, „jetzt fühlt und denkt er DAS“, „gleich wird er DIES sagen, behaupten, schreiben“ mit. Es hat sich schon eine Art Meta- Phaneron gebildet, das parallel zum Primären der Weltzugangsreaktion vor sich hin textet, das auf einer Nebenspur sendet und kommentiert.
Manchmal hört man hin, teils wird es vordergründig, und im Einzelfall springt es über auf den Hauptkanal, wechselt in die Spur, aus der unmittelbar auf den Sendevorgang zugegriffen wird. Jetzt zum Beispiel gerade. Aua.
Es hat wahrscheinlich leicht bis mittelschwer schizoide Tendenzen, das alles so zu erfahren, den eigenen Bewusstseinsvorgang derart aufzufassen, es läuft darauf hinaus, dass ich mich irgendwann frage, bestenfalls leise, nur im Kopf, wer da jetzt gerade spricht...?!?
Alles gut - nur wenn es laut geäußert wird, dann hakt es irgendwo, im Identifikationsvorgang dessen, was zumutbar und was noch zu vermitteln ist, als würden die reflexiven Ebenen Anspruch erheben und auf die, äh... - ach, scheisse...
Wer schonmal die eigene Sensorik (über-)strapaziert hat und erschrocken ist, beim Ertasten der Fragilität des Bewusstseins und der Vorgänge, die Wahrnehmung gestalten und möglich machen, die all das, was gesehen, gehört und gefühlt werden kann, so reibungslos und eindeutig und klar erscheinen lassen, so unangetastet: gesund.
Das geht halt auch anders.
Dachte ich neulich, als ich diese Rosenstolz-Doku sah.
Da springt und fegt Peter Plate jahrelang wie ein Derwisch über die Bühnen, alles scheint bestens ineinanderzugreifen, und plötzlich, von einer Sekunde auf den nächsten Moment, macht es irgendwo und irgendwie KLICK, die Nadel springt aus der Spur - PANIK - er wird nie wieder auftreten können.
Nicht in dieser Form, nicht als dieser Mensch, nicht als der ihm und allen bekannte Peter Plate von Rosenstolz.
Er hat dann ungefähr ein Jahr lang geweint, nach eigener Aussage.
Auch heftig: wie wenig das von seiner Rosenstolz-Partnerin Anna R. verarbeitet ist, heute, fast 15 Jahre später. Auch nicht wirklich verziehen, so wirkt das zumindest. Er war auf Therapie, hat sich neu gemacht, sieht auch völlig anders aus, ist scheinbar im Reinen damit.
Den Schock und den Schrecken hat SIE erlitten, bitter...
#Mittwoch, 23.März-22
Worum es geht, wenn ich wiederholt vom Primären des WIR und vom nur untergeordneten Sekundärphänomen des ICH ansetze, ist diese historisch und psychoanalytisch-freudianisch verklärte Dominanz des INTRAsubjektiven, die nicht ausreichend bis ungenügend angetastet ist.
Obwohl ja völlig einleuchtend, logisch und hinreichend infragegestellt, alternativ erklärt und überzeugend entkräftet, argumentativ. Für mein Begreifen...
Wie falsch und wie schräg mir das alles erscheint.
Dass die Beziehungen und das Bezogensein von vermeintlich isoliert ent-und bestehenden ICH-Systemen, völlig mechanisch und apparatesk, erst nachträglich gesetzt und nur als Einflussfaktor eingeordnet sind, bezogen auf die Existenz, das Konstativ und die Struktur von Subjekten rein modifikativ bewertet wird, kommt mir einfach, entschuldigung, reduziert vor.
Sich dann mit irgendwelchen, ausgedachten „Projektionen“ auszuhelfen und das hinsichtlich ICH und Individuum setzende SOZIALE, die KOMMUNIKATION, die INTERAKTION und alles SPRECHENDE zwischen Subjekten somit zu Epiphänomenen zu degradieren, lässt sich historisch vielleicht erklären, aber nicht gegenwärtig und im Bestand rechtfertigen, aufrechterhalten.
Ebenso, wie das Sprechen nicht Ausdruck des Denkens ist, sondern das Denken selber nur sprechend angelegt ist, sich in Sprache vollzieht - nein, entschuldigung, ich lande wieder bei Vygotskij. Aber ich wollte es verstehen, nicht verkomplizieren und differenzieren.
Ohnehin ist das wieder die Frage: wer oder was SPRICHT?
Ich spreche, um zu verstehen, auf das Gedanken zur Sprache kommen. Also und insofern - und ja, allerbanalst - ist es wohl die Sprache selber, die da spricht.
Was ich meine oder versucht war, auszudrücken:
dieser Irrsinn, dass das ja alles ( Freud, Psychologie, Psychoanalyse, Traumdeutung, ICH-ES-ÜBERICH etc ) immer noch „State of the Art“ ist, das muss man sich immer wieder klar machen, gerade dann, wenn man evtl. mal Hilfe braucht und sucht, in Verlegenheit gerät, einen Analytiker oder Therapeuten aufzusuchen. Natürlich helfen die, mehr als nur in Einzelfällen. Aber der Mehrwert, das, wovon Patienten wirklich profitieren, liegt weniger in „Analyse“ und vorgegebener Theorie, und überhaupt nicht und auf keinen aller Fälle in einem derart aufzufassenden und vollzogenen „ICH-ES Dialog“( das a priori wissende Neutrum erklärt dem sich vom Sofa aus Offenbarenden ICH...). Vielmehr: Die Interaktion, die Metakognition und das im Einzelfall einsetzende Verstehen, manchmal auch nur das hingewandte Gespräch, die verstehenwollende Zuwendung, öffnen perspektivisch betretbare Dimensionen und Räume, die allein und isoliert nicht aufzufinden, ja, womöglich, nicht einmal entstehend, existent oder in Folge nach-vollziehbar wären.
Es werden inter-subjektiv ( netzdialogisch, auf Augenhöhe ) Möglichkeitsräume bereitgestellt, angeboten, vorgefunden, die intra-subjektiv überhaupt nicht ausgestaltet sind.
So - und jetzt heisst es: Adios, für heute.
Weil: Das Schreiben kümmert sich tendenziell mehr um den Text, nicht um die Aussagen.
Es geht so nicht, es läuft quer, läuft nicht von selbst, die Anstrengung beim Schreiben steht der Sprache im Wege, stellt sich dem Text entgegen, der einfach nur in Ruhe gelassen sein und - in Ruhe gelassen - SEIN will.
Gebot: Du sollst nicht in den Text hinein denken.
#Donnerstag, 24.März-22
Ich glaub` es geht schon wieder los.
Ich so, die Hände auf den Oberschenkeln reibend, den Oberkörper aufgeregt vor-und rückhospitalisierend:
„ ...ich will noch was zu gestern sagen, jetzt, bitte!“
Er dann so, seufzend: „Dann mach halt, aber nerv nicht wieder so rum...“
Bestenfalls können Erfahrensräume geöffnet werden und betretbar sein, müssen Erleben und Lebenswelten per Aussage identifiziert und transsubjektiv aufgeladen, modifiziert sein.
Wirklichkeit bricht sich im Zwischenraum.
Er so: „..das geht mir jetzt schon auf den Sack, das kann ich dir sagen!“ Ich dann so: „Entschuldige, ich weiß, aber es dauert nicht mehr lange, versprochen!“
Der GEDANKE ist erstmal nichts als ein Solcher, er spricht noch nicht wirklich, er sendet, funkt, signalisiert.
Die Übersetzung in SPRACHE findet im Vorgang des Sprechens statt, die Artikulation ist also nicht Ergebnis, sondern Setzung, weniger resultierend, eher schon prägend.
Die Spannungsfelder, die zwischen Sender, Adressat und der Kommunikation selber, als beteiligtes System, entstehen, der Punkt oder Bereich also, an oder in dem sich deren Gravitäten irgendwie ausgleichen, gestaltet in jedem Einzelfall das jeweilige Sprachgewebe, verweist auf die Struktur, die vorhanden ist und sichtbar wird.
Es sind dann Strukturmomente immanent und definierbar - das Gesprochensein, die Sprache, der Text und der Gedanke.
Er so: „Gib das Tablet ab ! Sofort!“
Problem: Impulsgebend für Schreiben ist eine Art psychohygienischer Affekt - der wiederum häufig aus Notwehr entsteht. Bedeutet: Sprache wird zum Instrument der Selbstbehauptung, der Gegenoffensive ( darf man das momentan überhaupt sagen, derart martialisch formulieren? ).
Konsequenz daraus ist dann ein zunächst und überwiegend schimpfendes Stakkato, gegen das man auch wieder antexten, andenken, anfühlen muss, weil: macht ja auf Dauer keine Freude, jemandem bzw. sich selbst beim Austeilen und Rumblöken zuzuhören.
Aber, ICH so, jetzt total eingeschüchtert, in infantile Yoda-ismen fliehend :
Wut starke Emotion ist.
Hass mächtige Disposition.
#Freitag, 25.März-22
Der Typ an der Ampel, zu seiner Ollen, die ihn danach fragt, wie es denn „beim Dokter gewesen war“:
Er nimmt jetzt seit heute früh Morphium - er „merkt aber gar nichts...!“
Ich denke, genau darum geht es doch, nichts merken, deswegen bekommt und nimmt man halt Opiat.
Insofern also Behandlungserfolg: Im Prinzip ein nichtfühlen des Nichtfühlens, das wäre also der Vorgang.
Nächste Stufe auf nach unten offener, bodenloser Skala von Phlegma und Gleichgültigkeit, kann dann nur noch künstliches Koma sein, oder gleich: hirntot.
Ein stetiges Brummbrumm oder Summsumm, im Apparat. Betreff: nichts mehr...
Dazu fällt mir ein: Wie lange es manchmal dauert, bis Betroffensein sich einstellt, bis etwas wirklich BETRIFFT, bis es ankommt, genau dort, wo es ankommen muss, um was zu bewirken oder zu verändern.
Und wie man sich abstrampelt, um das zu verhindern, sich vorzumachen bemüht, es würde eben nicht betreffen...
Wurde mir klar, in der Kontroverse mit S neulich, die sich dann so langgezogen hatte, durch Beleidigtsein, Verletztsein und letztlich natürlich durch die Haken, die man zu schlagen versucht, die ICH zu schlagen versuche, wenn sich durch den Gegenstand tatsächlich Anlass zu einem erweiterten Aufschluss und dadurch einer Neuformation des Charakters ergibt, dessen Vorgaben und Bezüge auf die bewährte Art nicht mehr greifen, nicht mehr anschlussfähig sind, situativ und in dieser Beziehung. Wie existenziell stressend sich das auswirkte und anfühlte, da dann wirklich hinschauen zu müssen, zu sehen und verstehen und erkennen und dann einzuräumen: jA, IST GUT... DAS DA- kann ich leider auch sein...
Es entscheidet darüber, ob die Merkmale des Charakters wahrgenommen, angenommen und diesem neue Eigenschaften hinzugefügt werden können: der Charakter.
Haken schlagen bedeutet Perspektiven einnehmen, ohne sie wirklich zu wechseln, immer irgendwie doch bei der eigenen Sichtweise bleiben, diese aber derart umgestalten und modifizieren, dass Kritik und Zweifel, Fremdwahrnehmung und daraus resultierende Selbstkonfrontation am eingenommenen Blick-Winkel abprallen, weil sie aus diesem nicht mehr sichtbar sind.
Und je lauter man den anderen anbellt und beleidigt, vermeintlich ja zurückbeleidigt, desto klarer wird dann irgendwann, wenn die Stimme brüchig und man heiser wird, wenn die Luft zum Gegenan-Brüllen langsam ausgeht, das vernehmbar, was von Anfang an nicht gehört werden wollte, als UN-ER-HÖRT empfunden wurde - und es ja bislang auch war...
Hör halt mal zu, sieh halt hin und erkenne und verändere, indem du erkennst. Er so: „du predigst doch permanent vom Verlassen des Standpunktes, um ihn zu erkennen, Mann, fasel hier und laber da, du gehst mir schon wieder dermaßen auf den Sack, echt mal jetzt...Entschuldige dich mal, Idiot!“
Und ICH so, langsam bisschen sauer jetzt, fast schreiend:
„Halt die Fresse!“
Um dann noch nachzulegen, eher schon verzweifelt , Stimme brüchig, Füße aufstampfend :
„...Scheiss beschissene Scheisse!!!“
#Samstag, 26.März-22
Fridays for Future: „...setzen auf antirassistisches und antikolonialistisches Narrativ - weiße Menschen sollten keine Dreadlocks tragen, da sie sich einen Teil einer anderen Kultur aneignen, ohne die systematische Unterdrückung dahinter zu erleben.“
Ausgeladen vom Peace-Event wurde: Musikerin ( weißer Mensch ) mit Dreadlocks.
Wollte erst losbrüllen, prustend, dachte dann aber, nein, das ist ja wirklich ernst gemeint...ich mag nicht mehr.
Was sagen eigentlich die derart Angebiederten, in einen Karren Gesetzten dazu, dass sich ungefragt davor gespannt wird?
Schlimm auch, dass eine solche, beinahe unglaubliche Dummdreistheit, die sich ja nur Einzelne oder höchstens eine - in sich geschlossen dumme - Dreierkonstellation ausgedacht haben kann, Existenzen wie z.B. Dieter Nuhr Material liefert, für deren zynischen Verachtungsfeldzug, u.a. gegen Thunberg oder eben Fridays for Future... - einfach nur, weil er nicht begreift (und sein Nichtbegreifen nicht erträgt), dass sich da wirklich jemand für etwas interessiert und einsetzt und tatsächlich auch noch sich und etwas be-wegt. Das kann so ein Nuhr-Stumpfkopf nicht verstehen - da muss doch irgendwo ein ironischer Haken oder mindestens Eigeninteresse hineinzuzynisieren sein, da gehts doch nur um mediale Aufmerksamkeit !
Das ist dann das, was ihm vertraut ist, wo er sich auskennt und wie im eigenen Wohnzimmer sicher artikulieren und bewegen kann.
Möchte man nicht leben, in und mit so einem Schädel. Wie es da ausschauen muss, in so einer Welt: völlige Ödnis, Leere, absolute Selbstgewissheit und ansonsten nur Tumbleweed-Sarkasmen, die ab und an über die Bühne wehen, auf der täglich und völlig solo auftritt: Dieter.
Und während sein durchhaltendes, noch verbliebenes Publikum der Demenz entgegensteuert, sucht er verzweifelt nach einem zweiten Tonfall und einem alternativen Gesichtsausdruck.
Humor ist, wenn Lachender und Belachtes identisch sind.
#Dienstag, 29.März-22
Beim Aufwachen, am Morgen:
Man darf die Dialektik, die intern permanent sendet und aus zwei Richtungen ein „einerseits“ und „andererseits“ zur Auswahl stellt, auch nicht überstrapazieren.
Man muss sich situativ entscheiden, positionieren, BEKENNEN.
Neusiedl/Österreich:
Ich sitze in einem Cafe, Halbschatten unter einem Sonnenschirm.
Ein burgenländisch-inidigener, älterer Herr wechselt die Straßenseite, steuert zielsicher auf mich zu, ich denke: Nein, bitte nicht!, er denkt: doch!, hält an und fragt mich, ernsthaft:
„Is da Wirt hier an Ausländer?“
Abgesehen davon, dass „der Wirt“ persischer Herkunft ist, beteiligt er sich heute in seiner Gaststätte auch an einer FPÖ-Versammlung, so texten er und die Leute hier zumindest auf, insofern kann ich nur antworten:
„Aus Ihrer Perspektive: wahrscheinlich JA.
Macht aber nichts, er ist zusätzlich auch noch Faschist.
Sie können also hereingehen und sich heimisch fühlen...“
Versteht er nicht, schaut an mir vorbei, es arbeitet in ihm. Dann dreht er sich um und geht seines Weges.
Wir sind uns alle selber zugemutet.
Muss erneut an das Interview mit Alexander Kluge denken, das ich neulich las. Und wie wohl es tut, zu wissen, dass diese Stimme eben auch noch da ist, dass dieses so feine, kluge Gehirn immer noch und beständig feine und kluge Gedanken produziert.
Ich soll nicht soviel hassen. Nicht schimpfen, dauernd. Wieder lieb sein, jetzt. Okay, ist gut.
Dipl.-Hygiagoge im Hygiagogik-Zentrum Nordwest
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