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Bequemlichkeiten, Sofas und Balkone

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MAI 22#1 Bequemlichkeiten, Sofas und Balkone


Das Paradoxe.

Die Ambivalenz.

Das Hin-und Hergerissensein.

Das Pendeln nach hier, nach dort, der Taumel und das Nichtwissen.


Clausewitz und Kluge: „Die Nebel des Krieges


Helfen wollen, nicht können, nicht wissen wie und wem, unbeholfen sein.

Infantilisierung, Ukraine AUA, Russland böse, Aufhören, wieder lieb sein, jetzt.


Scholz´ Zögern, Scholz´Irritation.

Nun mach schon, Scholz. Nein, warte noch, atomare Waffen, dort, Gefahr, zögern gut, warten richtig.

NEIN. Falsch, Kinder weinen, Frauen leiden, alle sterben, schnell helfen und viel drohen, Pazifismus gestern.

Alles hat seine Zeit, jetzt: Krieg. Jetzt wieder: Krieg.

Jetzt Männer wieder an der Reihe, handeln, tun, machen.


Aber: alles falsch.

Machen Größenwahn, menschlicher Irrtum, Illusion.

Gelingen besser, alles schon da, nichts kann hinzugefügt sein.

Kopf ist voll, mit Theorie, fremdbesetzt und überholt.

Einerseits und Andererseits.


SUN ZI: Der Inbegriff des Könnens ist, den Feind ohne Gefecht zu unterwerfen.

Forderung: Schnelle Inbegriffnahme, des Könnens, durch Könner.


Kein Platz für Emphase, weil die eigene Befindlichkeit so raumfordernd ist.

An Über-Individualsierung auf dem kollektiven Auge erblindet.

Nicht zur Wahl gehen können, da die Autobiographie uns zeitlich bindet.

Selbstoptimiertes Nichtbetroffensein, hedonistische Begriffsstutzigkeit, lost in ourselves.

Sachverhalte endlos abstrahieren, bloß nicht konkret werden, sich der Konkretion nicht stellen wollen.

Dialektik ausreizen, Paradoxien bis zum Anschlag spannen, um sich nicht entscheiden, um sich nicht bekennen zu müssen.

Kinder der Achtziger und Neunziger.


Mantra, Mantra, Mantra.

Es GEHT MICH AN. 

Ich bin ANGEGANGEN.

Der AN-GANG macht mich menschlich.

Ukraine geht mich an, der Russe geht mich an, ich bin von Putin angegangen.

Angang bedeutet nicht, dass ich aus meiner konkreten Lebens-und Menschseinserfahrung heraus imstande sein kann, zu WISSEN.

Woher wissen alle?

Woher weiß Alice Schwarzer?

Warum klingt das, was Svenja Flaßpöhler sagt, richtig, plausibel? Warum kann ich dem folgen?

Aber, halt! Hat Sie gerade die Krim abgetreten, aus ihrer Philosophenwohnung heraus? 

Ist Sie kompromissbereit? Edel!

Diese Deutungshoheit stößt mich ab, aus der empfundenen und selbstzugeschriebenen Exponierung der Denk-und Betrachterposition heraus. zu urteilen und zu WISSEN, zu meinen, man würde den Überblick bewahren, und aus der eigenen, kulturellen Panoramablick-Verortung eine über-perspektivische Ultima Ratio konstruieren.

Die Krim als eine Art „saurer Apfel“, in den die Ukrainer eben beissen müssen, wenn die abendländischen Philosophen es für angemessen erachten…?


Ist Habermas nur alt? Oder ist es auch sein Denken?

Und warum unterschreibt Alexander Kluge diese Forderungen?

Ich muss nachdenken, tiefer denken, direkt rein in die Materie, es hat ja jeder eine Meinung dazu, wo finde ich meine…?!?


Ich muss meinen eigenen Horizont durchbrechen, der von meiner Herkunft, meiner Geschichtlichkeit und Kulturalität geprägt und mir eingeschrieben ist.

Ich muss überwinden, unter anderem auch diese Gedanken.

Ich muss es vermögen, über das Angegangensein hinaus die Selbst-, Lebens und Wirklichkeitserfahrungen des mir Fremden, dessen, was nicht ICH ist, zu erkennen und sein zu lassen.

Ich muss deren Wirkung auf mich, auf mein Denken und Empfinden, beobachten, beschreiben und die Beobachtungen beschreiben können.

Ich muss den An-gang denken, definieren und deuten lernen, die Deutung reflektieren und erkennen und einordnen, die Erkenntnis und die Ordnung mir als Bestandteil vergegenwärtigen, des strukturalen Gefüges, muss diese, meine Gegenwart und Gegenwärtigkeit als zirkuläre Permanenz und als gleichzeitig im Wandel, im Entstehen und im Verfall, auffassen.


Das alles muss schnell gehen, muss gleichzeitig geschehen und ablaufen, sonst: Fehler. Irrtum. Kritik, die sich nicht rechtfertigen lässt, außer durch Unwissen und Dummheit, durch Begrenztheit und Reduzierung.


Dann wieder Schamesröte und rosarote Einhornromantik:

Nicht ausschließen, nicht exkludieren, nicht meinen, man könne segregieren oder spalten, was geteilte, humane Lebensräume - und zeiten sind, selbst, wenn das, was man auszuschließen intendiert, selber spaltet, zerstört und destruktiv ist.

Ich gedenke, mir einen Ökumene-Fisch ans Auto zu kleben.


Alles geht an, alles ist Teil und Ausgestaltung des Übergeordneten, alles ist Erscheinungsform, Verfallserscheinung, Begleitumstand.

Auch Russland. Auch Putin. 

Auch Krieg, Fieber, Krankheit, 

Virus, Leid und Tod.


Vom Sofa und vom Balkon aus: 

Bequemes Denken. Drehungen um installierte Achsen. Bewegungen in Drehtüren, 360 Grad.

Einmal um die ganze, eigene Welt. 

Ankommen beim Aufgebrochensein.


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Autor Florian Giesenhagen

Dipl.-Hygiagoge im Hygiagogik-Zentrum Nordwest

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