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ERSTEWORTE - my weakness is none of your business

Blog Single
Mal sehen, was zu Tage tritt, was sichtbar wird, wenn sich das unmittelbare Denken, die Affekte und die Reaktionen auf WELThabe, am eigenen Welt- zugang brechen, an Gesellschaft und an Öffentlichkeit.
Scham und Peinlichkeit: ja
Unbehagen: ja
schlaflose Nacht: wenns denn sein muss...
Aber, however: der das gestern geschrieben hat, ist niemals vollumfänglich identisch mit dem, der das heute liest und irgendwie findet, Blut fließt, Zellen teilen sich, Luft wird ausgetauscht, man hat gefühlt, empfunden, gedacht, mit Welt ist man konfrontiert worden und Zeit ist vergangen.
Der Konsument hat den Vorteil der Anonymität, der Verfasser bewusst und gezielt: nicht.
Zu vermeiden bzw einzugrenzen: inszenatorische Tendenzen, willentliche Gestaltung, prätentiöse Manierismen - durch Unmittelbarkeit, Tempo, Dringlichkeit und Aktualitätsbezug.
Anzuvisieren: Lass den Affekt Gefühl und das Gefühl Gedanke und den Gedanken Wort und das Wort Sprache und die Sprache Text und den Text etwas werden, das einfach nur aufs Blatt oder die Tastatur tropft. Dann leg das mal beiseite und dann schau dir das mal an und dann schau dir mal direkt ins Antlitz, aufs Maul.
Dann halt das aus.
Aushalten, genau. Ein flüssiger und permeabler, mindestens einseitig durchlässiger Vorgang der Selbstüberwachung - nicht gefolgt von, sondern gerade erst erzeugt DURCH den Akt der Mitteilung, der Sichtbarmachung, dessen, wobei man sich ertappt hat und dessen man sich beim Ertappen ertappt.
Das Schreiben nur „für sich“ ( Tagebuch ) ist vielleicht ebenso unmöglich, wie ein Denken nur für sich, wie ein Furz im luftleeren Raum.
Man ist nie und nicht alleine, man IST nicht alleine.
Ich spaltet und ergibt sich aus WIR, ist Resultat eines vor-und übergeordneten WIR. Da sind nicht diverse ICH, die in Summe ein WIR ergeben. Da ist nur deshalb ein ICH, weil da mehr ist als ICH, weil die Konfrontation mit und die Registratur von etwas, das sich von ICH unterscheidet, diesem etwas hinzufügt, das ICH im selben Vorgang, zeitgleich konstituiert, den Akteur zum Denker und zum Sprecher und überhaupt ja erst zu einem Solchen, einem Gestalt annehmenden„AKTEUR“ konsolidiert, nicht definitorisch, sondern existentiell, substantiell. 
Erfahrungen also: Gleich raus damit, BLOG als reinste Form von kommunikativer Textur und von Sprachgewebe, da haben wir den Salat, so siehts da heute aus... das muss auch nicht jedesmal und jedem oder einem selber schmecken, das ist nicht immer schön, aber was willst du machen?
Um Lern-oder Veränderungsprozesse einzuleiten, muss da eine stressende Diskrepanz, ein Zweifel und ein kontroverser Gegenstand sein, etwas, das identifiziert und zu überwinden ist, zuallererst intentional, dann intrinsisch. Und, klar: natürlich geht man NICHT davon aus, es wäre relevant oder würde interessieren, man hält sich ja nicht für den Nabel der Welt, hängt eher schon - mit allen anderen - an dessen losem Ende, hält sich nicht für den Mittelpunkt von Sozialem, ist aber - wie alle anderen - Zentrum des eigenen Weltzugangs - nicht auf Relevanz, sondern auf Raum bezogen.
Kommentare können eingespart sein, lese ich nicht, ich tu halt mal so, als wäre ich gefragt worden, als würde ich täglich befragt, antworte durchlaufend auf die eigene Fragwürdigkeit und die Missverständnisse, die unmittelbar entstehen, wenn sich mit den Augenlidern das Sensorium und damit der Vorhang zum eigenen und zum Welttheater öffnet.
Der Dialog bleibt intentional, Intersubjektivität als Einbahnstraße.
Die nötige Resonanz wird nicht durch Konfrontation mit Fremdwahrnehmung erfahren, richtet sich ganz gezielt nach innen, den Vorstellungen, Wahrnehmungen und perspektivischen Verschiebungen zu, die durch die eingesetzte BLÖßE, der sich ausgesetzt wird, einer intersubjektiven Modifizierung unterliegen.
Die Haltungen, Empfindungen und Aussagen, die muss ich auch nicht vertreten und verteidigen, die Distanz dazu ergibt sich aus der Selbstreferenz, aus der Selbstüberwachung, aus der exponierten Position der Beobachtung und der reflexiven Instanz. Letztlich aus den Dissonanzen und Differenzen zwischen Sprache und Text, Sprecher und Rezipient, ICH und MICH - aus dem entstehenden Zwischenraum, auf den man schauen kann.
Was passiert da? Ein ständiges sich Verheben an Text, Schrift, Sprache und Thema, ein sich Vergreifen daran, was betrifft, berührt, anfasst ( wovon ich angefasst bin ).
Ein sich wiederholendes, gebrülltes „ICH WEIß ES NICHT!“, „ICH VERSTEHE ES NICHT“ , „KEINE AHNUNG, MANN!“ - aber so fühlt sich das an...!
Tut halt manchmal weh, mal mehr, mal weniger, und je mehr, desto größer der Zweifel und das aporische oder im Einzelfall kathartische Potential.
Dies beruft sich aber weniger auf externe Kritik oder Ablehnung von außen, die Infragestellung und die Kontroverse sind ja eher schon im Vorgang selber angelegt, was auch bedeuten kann: erklär mir nicht, wer ich bin und wie du mich findest, mach doch selber!
Da ist etwas, worüber ich immer wieder stolpere: Die situative Verunsicherung, die in Gegenwartsmomenten, ganz im Jetzt, augenblicklich entsteht, wenn das eigene Fühlen tatsächlich gefühlt wird, diese Meta-Emotion, die am stärksten derart Ausprägung findet, wenn die Liebe, von der man selber sonst behauptet, sie bestünde in AKTIVITÄT, im Hier und Jetzt empfunden wird, dem Anderen gegenüber.
Dieses aufgelöste Abtasten, Herantasten, diese Annäherung in Richtung einer Sendung dessen, gleichzeitig irgendwie flehend, um Rückkopplung, Anschlussfähigkeit, um RESONANZ.
Und das sich - vielleicht aus der Unsicherheit heraus, aus dem Schwächegefühl und der empfundenen Auslieferung -dann ziemlich trottelig und manchmal sogar paradox verhalten wird, jedenfalls nicht unbedingt liebenswert.
Die Heftigkeit der Überrumpelung, die der auf Alltagsdumpfheit runtergepegelte Empfindungshaushalt da erfährt, ganz plötzlich und unvorbereitet, erzeugt hilfesuchende Affekte und Agitationen, die man zwangsläufig, im Augenblick des Geschehens, übersehen muss, weil das Fühlen dominiert, die Ratio und der klare Blick und der gerade und logische Gedanke sich bestenfalls später wieder einstellen, vorläufig aber unterordnen, müssen.
Ein partieller und vorläufiger Selbstverlust ist Resultat UND Ausgangspunkt dessen, die maximale Zugewandtheit hinterlässt - und beruht gleichzeitig auf - Selbstvergessenheit, das macht angreifbar, hinterlässt einen beinahe infantil vulnerabel.
( ich musste das Wort verletzlich fremdwörtlich entkräften, weil mir das zu weit ging...)
Es gerät in ein Wanken, in einen Taumel, was sonst für Stabilität und sozial verträgliche Tauglichkeit sorgt, was ausreichend Abgestumpftheit erzeugt, um das zu vermeiden, was andernfalls nicht mehr vertretbar, vermittelbar, oder kompatibel ist.
Die gesamte Artikulation dieser Jetzt-Empfindung sucht irgendwie nach Halt, nach festerem Boden, wirkt tatsächlich verzweifelt, es rauschen Störgeräusche mit, die nur durch Entsprechungen und ausgleichende Resonanz sich wieder anschlussfähig runterdrehen lassen.
Vielleicht ist die Beschreibung und Registratur jenes Phänomens ein Herantasten an diese Scheußlichkeit, die zwischenmenschlichen Beziehungen zugeteilt wird, von denen gesagt, berichtet und behauptet wird:
Derjenige, der stärker liebt, ist stets der Schwächere.
Das ist doch schreiend falsch - und desweiteren neu zu verhandeln oder aufzufassen. Oder nicht?
Die Vehemenz des Ausgeliefertseins, die da emotional geschieht und ja durchaus nicht unbeabsichtigt vollzogen wird, hierarchisiert scheinbar unmittelbar das Beziehungsgeflecht, ordnet es vertikal nach den Kriterien der aktuellen und allgemeinen Gefühlsaufladung.
Wer das empfängt und übersieht, nicht direkt durch Dopplung die Auslieferung zurückweist, teilt sich selbst Verantwortlichkeit zu, die schwer zu tragen ist: Die situative Auflösung des Gegenübers, dessen Selbstverlorenheit und Angreifbarkeit, muss er tatsächlich adäquat beantworten, muss von ihm emotional mindestens durch Signalisierung einer ähnlich ausgeprägten Bereitschaft und durch Vermittlung von entsprechenden und somit ausgleichenden Aufladungen erwidert werden.Jedes andere Verhalten, alle Reaktionen, die das nicht zu berücksichtigen imstande sind, scheinen dann Hierarchien zu manifestieren, und zwar durch Unterlassung.
Es bleibt somit irgendwie unklar, ob dieser Vorgang einerseits wirklich zwangsläufig - und welcher Part da tatsächlich mit Schwäche konnotiert ist. Denn: die Artikulation des Jetzt-Gefühls ist gleichzeitig eine Aufforderung, zur unmittelbaren und absoluten Stellungnahme und zu einer Antwort, die darüber entscheidet, ob der Fragende sich vergessen durfte - ohne sich zu verlieren. 
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Autor Florian Giesenhagen

Dipl.-Hygiagoge im Hygiagogik-Zentrum Nordwest

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