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schauspieler und der aushaltbare charakter

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JUNI 18/2 - #schauspieler und der aushaltbare charakter

Dann ja auch hier und jetzt gerade und aber auch immer wieder die Frage, wieviel an eigenen Entscheidungen und an eigener Planung dem Lebensablauf zugrunde liegt und überhaupt liegen kann. Wieviel Lebensentwurf im konkreten Lebensvollzug steckt, oder ob sich das Leben einfach so von selbst vollzieht, während die Entwürfe hinterher darübergelegt werden. Dazu der beisitzende Abgeordnete der Wesermärscher Misanthropen e.V., Dettmar Degenhardt, jegliche Vorwürfe zurückweisend : "Webt sich das Sein, schleifenförmig, in uns hinein, oder weben wir uns, in unserer berüchtigten Schleifenform, in und um das Sein?"

Wie sehr ich auch der Meinung bin, ich hätte da dieses Schema von mir gesehen, dieses Bild davon, wie ich sein und wie ich leben möchte, so sehr drängt da auch immer wieder die Ahnung oder eher auch Gewissheit durch, dass die eigentlich entscheidenden Abzweigungen, die wirklich für das gewesene und seiende Sein grundsätzlichen Antworten auf die paar Fragen, die das Leben einem von Zeit zu Zeit stellt, immer nur aus einem leisen, unentschiedenen und zaghaft vorgebrachten "ja, meinetwegen", oder einem "nein, so dann wirklich nicht" bestanden und bestehen.

Entspricht oder entsprach das einem "autonomen Entwurf"? Eher selten. Nicht in einer Weise, dass eine noch relativ selbstbestimmte Entwerfung eine dieser auch entsprechende, und im Vollzug dann angenähert deckungsgleiche Entworfenheit nach sich zöge. Das kann nur im Einzelfall geschehen, dazu sind wir viel zu sehr und permanent darin verstrickt und damit beschäftigt, uns und unser Leben und Da-sein überhaupt aufrechtzuerhalten, ihm etwas entgegenzustellen und abzutrotzen, das uns das Gefühl vermitteln kann "ja, so ist es, so soll es sein und in etwa so wollte und will ich es auch".

Im besten Falle gelingt das dann situativ, dass man das annehmen kann, was sich als Vollzug über den Entwurf und hinterher dann als Entwurf wieder über den Vollzug legt oder gelegt hat, dass man das wirklich bewältigt, es aushält und manchmal sogar nicht nur aushält, sondern mit dem Sozialen abgetrotzten Momenten von Zufriedenheit, Glück, oder besser noch Stimmigkeit nähren und auffüllen kann, das Sein, dass Realität und Wirklichkeit sich gegenseitig und in Zwischenräumen anreichern, durch sich (wie von selbst) bildende und (von und mit uns) zu bildenden Schnittmengen. Und durch Einverständnis, das wir empfinden, WEIL wir es erteilen können.

Da muss man dann aufpassen, dass man das Vage, Unsichere und Skizzierte nicht einbüßt, das den Charakter so brüchig, so sympathisch, so aushaltbar und sozial funktionierend sein lässt, dass man nicht zu durchströmt von Einverstandensein mit sich, von Bewusstheit über sich und von Authentizität daherkommt, zu viel Souveränität und zu viel Sicherheit stoßen ja total ab, wie bei diesen, bereits erwähnten Schauspielern, deren lückenlose Mimetik ja keiner aushalten kann, dieses völlige Aufgehen und Reinpassen in die eigene, situative Körperlichkeit, die eigene Inszenierung und die einem eigenseiende soziale Person, Praxis und Identität. Das halten ja nur Bewunderer und andere Schauspieler aus, ein gewöhnlicher, mit sich um irgendetwas authentisch Inszeniertes ringender Mensch ist davon ja total überfordert und im besten Falle abgestoßen, von soviel beanspruchter, an-und eingenommener Wichtigkeit, von einer in so drastischer Form funktionierenden Darstellung des Selbst, wo jede Geste, jede Mimik und jede Aussage sitzt und passt und eben nicht wackelt und Luft hat, und wenn, dann nur der Inszenierung wegen, weil der Sozialreflex situativ da grad mal Unsicherheit anordnet und als passend empfindet : Da möchte man ja permanent und ohne nachzuhelfen kübelartig Speien.

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Autor Florian Giesenhagen

Dipl.-Hygiagoge im Hygiagogik-Zentrum Nordwest

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