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Der Sprung in die Schüssel

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AUGUST 22/1 #DER SPRUNG IN DIE SCHÜSSEL 


Ich habe von Dunkelheit gesprochen, von Überblendungen.

Von An-fall und von Perspektiven.

Ist schon richtig, aber es ist kein passives Widerfahrnis, niemals wird man heimgesucht. 

Es ist vielmehr ein Gestaltungsvorgang, der aus hoher Passivität sich derart abzeichnet und einschreibt, der überhaupt erst eingeleitet ist durch eine inszenierte und entworfene Erduldungstheatralik.


Wir erfahren die Wirklichkeit nicht nur, wir greifen vielmehr ein in sie, durch die Arten und Weisen, wie wir mit und in ihr um-gehen. Da sind keine fest verankerten und vorgegebenen Determinanten, die wir in einer stabilen Wirklichkeit zu realisieren haben. Es ist ein wechselwirkend permeabler Gestaltungsprozess, der zwischen Mensch und Wirklichkeit hervorgeht und situativ immer nur als Potential zum Vorschein kommen kann. Ist der Zugang destruktiv, das Schauen passiv und das Wahrnehmen stumpf, dann bleibt das, was die Wirklichkeit uns anbietet, hinter dessen Möglichkeiten und wirkt ebenso abgestumpft und unfruchtbar zurück. Und diese Zu-gänge müssen entworfen sein, gestalten sich aus grundsätzlichen und situativen Entscheidungen, die wir in und mit der Wirklichkeit treffen oder vereinbaren.


Wir sind einstweilen Opfer unserer Stimmungen, als und bis wir diesen Wirklichkeitszugang be-schließen.

Mit dem Beschluss, unsere Verfasstheit und die Sensualität verändert ein-zu-stimmen, verändert sich die Durchlässigkeit in und für Situationen, ebenso wie die Möglichkeiten, die aus dem neu ge-stimmten Wirklichkeitsauf-schluss hervorgehen.

Das ist nur teilweise und nicht wirklich trennbar ein „Denk-Akt“, oder ein „bewusster“ Vorgang. Da sind Körper, Leib, fühlen, empfinden, Fassung und Haltung uvm, gleichzeitig und ineinander verwoben, beteiligt.


Es gibt eine Art von „Bewusstheit“, die nichts mit „Bewusstsein“ , Bewusstwerdung oder mit Kognition überhaupt zu tun hat - weil dies dort nicht angesiedelt ist und weil es nicht trennbar ist, von dem, was sich Geschehen nennt, weder innen noch außen verortet, sondern bestenfalls als das erscheinend, was sich ereignet, woran wir beteiligt und worin wir verwickelt sind und was wir teilhabend geschehen oder gelingen lassen.


Das darf nicht mit „Un-bewusstem“ verwechselt werden, weil es ein Missverständnis setzt und eine scharfe Trennung, zwischen Wirklichkeit und Realisation, zwischen Wahrnehmung und Empfindung, zwischen innen, außen, mir und Welt.

Wenn und sofern etwas be-trifft, dann situativ und dann auch sensitiv und in momentaner Teilhabe und Gestaltung. 

Was dann aber als „Vergegenwärtigung“ bezeichnet wird, beschreibt sinnhaft eher dessen konträre Entsprechung: 

Die Bewusstmachung eines Geschehens, in das ich situativ eingewoben und momentan verwickelt bin, entzieht diesem die Gegenwärtigkeit, weil es per Vollzug die Situation be-schließt, beendet und eine neue entstehen lässt. Es ist also vielmehr eine Form der „Ent-gegenwärtigung“, wenn wir in einem involvierten Geschehen aufmerken und uns dessen „bewusst werden“. Das Erkennen der Situation ist deren Abschluss und markiert deren Übergang.


Jede einsetzende Realisation muss das Realisierte gleichzeitig verändern, da es keine Deckung geben kann, zwischen augenblicklichem Geschehen und dessen Erkennen, weil da eine Verschiebung sich ereignen muss, ereignet haben muss, um diesen Vorgang zu ermöglichen.

Ähnlich des Standpunktes, den ich nur nachträglich identifizieren kann, indem ich ihn verlassen habe, verhält sich die Situation zu dessen Realisation und Identifikation.

Und jede Identifikation beruht auf dem Setzen von Identität, die wiederum auf Diversität beruht, da sie sich unterscheiden muss, um identisch ( mit etwas bzw sich selbst ) zu sein.


Das Grundgeschehen wird per Ver-gegenwärtigung (der Gegenwart) entgegenwärtigt - und somit aussortiert als vergangenes Geschehen. 

Es ist geschehen, es ist um die Situation geschehen, das Momentum ist zum Geschehen geworden, das sich durch dessen Erkennen unmittelbar verändert und übergeht. 

So „beraubt“ die „Bewusstwerdung“ die Situation ihrer Gegenwart, wir be-finden uns in einer neuen, einer veränderten Situation, indem wir die eben noch gegenwärtige finden, qualifizieren und realisieren - im selben Vorgang als vergangene.


Jedes Erleben, in das wir verwoben sind, vor allem, wenn es sich um gemeinsames handelt, bleibt so lange reines, augenblickliches und gegenwärtiges Geschehen, wie es momentan erfahren und bis es als Solches identifiziert, be-schlossen und vollzogen wird.

Das Moment ist ein Oszillat aus dem, was noch Erleben und was noch nicht Ereignis ist. Das nicht-bewusste oszilliert wild und momentan, bis es vergegenwärtigt und Geschehen ist.


Die Beschreibung einer bestimmten Stimmung innerhalb einer Gesellschaft, setzt dieser ein Ende und ent-gegenwärtigt den Augenblick und die geteilte Situation - das Erleben ist ein qualifiziertes und unmittelbar vergangenes Geschehen geworden.

Somit ist auch die „Findung“ eines Erlebens gleichzeitig dessen Endung, den Grundvorgang beschließend und die Situation entgegenwärtigend.

Gegenwart kann nur be-schlossen definiert und abgeschlossen aufgefunden sein, sonst, so lange und bis dahin bleibt sie reines Geschehen und unmittelbares Erlebnis.

Jede Situation setzt und begrenzt sich selbst, indem sie ent-gegenwärtigt überhaupt als Solche markiert und gekennzeichnet ist.


Wiederhole ich mich eigentlich?

Ich meine, wiederhole ich mich?

Die Anforderung ist stets, die Verfälschung des Gedankens durch die Worte und Sätze solange zu modifizieren und zu verändern, darauf herumzukauen also, bis es sich maximal möglich angenähert hat, an das Gedachte, wie ein zu schleifender Schlüssel, der irgendwann so ungefähr ins Schloss sich einfügt und als den Raum öffnend fungiert, den man gedanklich eigentlich betreten will.

Schwierig dabei, dass Begriffe einen unterschiedlich hohen Grad an Abnutzung durch Gebrauch vorweisen, sie leiern an den Kanten aus, büßen an Schärfe und an Passgenauigkeit ein.

Nein, anders: Die bereits betretenen Gedankenräume müssen durch geeignete Sprache erschlossen sein, damit und indem man sie dann wieder verlassen kann. Ebenso und gleichzeitig möglich oder zutreffend: Die Sprache und das Sprechen verweisen erst auf den gedanklich betretenen Raum, indem die aufgefundenen Begriffe dessen Grenzen markieren und einrahmen.


Also nochmal von vorn:

Dadurch, dass jede Qualifizierung das Momentum be-schließt, erfahren wir überhaupt Veränderung und Zeitlichkeit. Andernfalls bestünde das Dasein aus einer als endlos erlebten Verwickeltheit in ein Grundgeschehen, dass keine Situationen, kein Nacheinander und letztlich auch keine Gegenwart kennt, nur eine Art universalen und atemporalen Strom, aus dem nicht ausgestiegen und in den nicht (wieder) eingetaucht werden kann.


Es ist nur fragwürdig, das Erleben und die Erfahrung als „bewusst“, „un-bewusst“ oder „unter-bewusst“ zu klassifizieren, der vermeintlichen „Bewusstheit“ solitäre oder übergeordnete Relevanz zuzusprechen und somit jenes Geschehen, das wir manchmal noch unmittelbar und unwillkürlich erleben dürfen, als kontemplatives Bemühen zu disqualifizieren, obwohl es sich eigentlich um das handelt, was wir nur in absichtsloser Mühelosigkeit und in Hingebung erfahren, weil wir es nicht zu erlernen haben, sondern vielmehr nicht verlernen dürfen.


Der Depp, der stundenlang den Schalter betätigt und das Licht ein und wieder ausschaltet, ist gleichzeitig erleuchtet.


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Autor Florian Giesenhagen

Dipl.-Hygiagoge im Hygiagogik-Zentrum Nordwest

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