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hirschhausen und das staatskabarett

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JUNI 18/4 hirschhausen und das staatskabarett

Ich hatte das befürchtet.

Jetzt sehe ich mich doch, von einigen Seiten, damit konfrontiert und geradezu aufgefordert, doch mal "wirkliche Argumente" gegen den von mir scheinbar so verballhornten Hirschhausen-Korpus, gegen die im Dafürhalten der Zugeneigten völlig unsachlich und grundlos vernichtete Hirschhausen-Existenz vorzubringen.

Na gut, aber ohne Argumente schimpfen und spotten fühlte sich so reinigend an:

Das Ärgernis an ihm ist sein Geltungsanspruch. Sich derart übergeordnet, als dem Zweifel erhabene Instanz, ins Recht zu setzen, weist immer schon auf den Umstand hin, dass er bei all seinen vermeintlich abgeschlossenen, medizinischen Beweisketten für- und wider die menschlichen, weltlichen und körperlichen Phänomene, leider übersieht, dass er ausschließlich ( und dies im aus-schließenden Sinne ) physikalische Reduktionismen bedient, aus einem wiederum hermetisch nach außen abgeriegelten Paradigma argumentiert, wodurch sich ihm und seinen Audienzen Möglichkeiten des Zweifels, des Umdenkens oder auch nur der Fragwürdigkeit völlig verschließen. Die komplette Breitseite starren und unbeweglichen Wissens wird da frontal um alle sich nicht rechtzeitig verschließenden Ohren gepeitscht.

Sein System ist ein nach außen UND innen geschlossenes, verschlossenes, was im Prinzip ja noch kein Drama darstellt, das kann ja passieren, immerhin geschlossen etc., wäre da nicht dieser gesetzgebende und rechtsprechende Anspruch, jeden unmittelbar und unbedingt vollumfänglich zu belehren, der ihm in sein paradigmatisches Reich aus Mess- und aus Beweisbarkeit zu folgen gedenkt.

Es ist diese übelriechende Mischung aus moralingesäuertem, ärztlichen Habitus, aus flachem Herrenwitz und aus einem sich aufklärerisch und wissenschaftlich aufpumpenden und inszenierenden Boulevardjournalismus, die bei all denen, die das Denken noch nicht völlig eingestellt und ihren Geschmack noch nicht eingestampft oder eingebüßt haben, nur bittersaures Aufstoßen, blümeranten Brechreiz oder im Einzelfall auch einfach heftiges Speien erzeugen kann oder sollte.

Wenn er, der Hirschhausen himself und als Solches, als Karl Lauterbach des Medizin-Boulevard, als inkarnierte Apotheken-Umschau, wirklich was zu sagen hätte, wenn da wirklich Meldungen kämen, hinsichtlich Wahrheit und hinsichtlich Infragestellung des Etablierten, dann würde man ihn ja präventiv mindestens ins Nachtprogramm verfrachten. Wenn seine Aussagen und seine Sicht wirklich Potential entfalteten oder auch nur freilegten, ein Solches, dass zum Umdenken auffordert und das Veränderungen einleiten könnte, dann wäre er weder so efolgreich, noch derart geduldet und schon mal gar und überhaupt nicht raumfordernd beliebt, oben und unten, links und rechts. Das ist ja das Dilemma bei denen, auf die sich von allen Seiten vereinbart werden kann, dass deren Profil auf eine Art glattpoliert sein muss, dass sich daran auch bloß nicht geschnitten, gerieben oder gar verletzt werden kann, in der Auseinandersetzung.

Nun, da er aber eben so harmlose, mundgerechte und leicht verdauliche Häppchen des nur scheinbar offenen Denkens, des Um-denkens, serviert, solche im Kern völlig ungefährlichen, unbedenklichen - weil unbedachten - und in der Tiefe auch völlig nichtssagenden Allgemeinplätze fomuliert, darf er sich dann auch als "Komplementaritäts-Aufklärer" inszenieren. Einst Hermann Gröhe und jetzt diese Spahn-Kreatur freuen sich, lachen sich in die geballten kleinen Fäustlinge, weiter so, Eckhardt, auf das auch bloß kein Raum mehr bleibt für die, die wirklich was zu sagen und zu melden hätten und unsere wanstkugeligen Komfortzonen auch nur im Ansatz bedrohen könnten !

Insofern ist der Hirschhausen der Dieter Nuhr des Gesundheitssegments, das unproblematische "Amuse cerebrale", das zur besten Sendezeit bedenkenlos verabreicht werden kann und da dann eben auch so völlig teigig vor sich hin sendet, da dessen vermeintliche Umdenk- und Veränderungsaufforderungen eigentlich nur das Etablierte und den Bestand zementieren und manifestieren. Staatskabarett, Lobbyistenfasching eben.

War mir ein Vergnügen, Herr Montgomery!

Der Titel einer dieser furchtbar unlustigen und vor Eitelkeit triefenden Nuhr-Sendungen war ja, soweit ich mich erinnern muss, "Ich bins Nuhr". Vom an Flachheit wahrscheinlich nur noch von Florian Schröder oder Ralf Schmitz ( "Schmitz komm raus!" - unglaublich! ) unterbotenem Wortwitz mal abgesehen, ist das doch mal eine treffende und selbstironische auf den Punkt-Gebrachtheit der eigenen, umstürzlerischen Dynamik und Relevanz, mitten auf die Zwölf:

"Ach so, du bist es nuhr, Dieter, wir hatten schon befürchtet, es wäre jemand, der wirklich was wollte, etwas relevantes vielleicht, puh, da atmen wir jetzt alle enormst auf, immer rein in unsere süffisant aufgeblähten Konsumkugeln, die da auf unseren Hälsen hin und her schunkeln!"

Abschließend muss ich jedoch einräumen, dass ich ansonsten nichts an den oben erwähnten Existenzen auszusetzen habe. Keine weiteren Einwände, eure Exzellenz!

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Autor Florian Giesenhagen

Dipl.-Hygiagoge im Hygiagogik-Zentrum Nordwest

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